Sie sind, wie sie heißen: muntere kurze Geschichten

 

Muntere Short Stories

Buch von Michael Kothe, Autor aus Unterschleißheim bei München

Muntere Short Stories

 

Wie manipuliere ich die Menschen, die unter meinem Balkon dahinschlendern, damit sie mich nicht sehen? Wie beeinflusst Corona unsere Wahrnehmung? Kann der verpeilte Weltraumpilot die Menschheit retten? Ist der Gast im Nobel-restaurant wirklich König? Egal, ob die 26 Kurzgeschichten und zwei Gedichte von mentalen Übungen handeln, vom weihnachtsmüden Santa, von vergeblichen Suizidversuchen, dem bösen Streich aus einer Bierlaune heraus oder der Werbemail für kleine blaue Pillen – alle Erzählungen strahlen Lebensfreude aus, und die meisten offenbaren spätestens auf den zweiten Blick eine gehörige Portion Humor. Mal romantisch, mal hinterfragend, schadenfroh oder einfach lustig regen sie zum herzhaften Lachen an, machen nachdenklich oder lassen einen schmunzeln. Stets ist der Leser mittendrin und erfreut sich an lebhaften Bildern. So fanden nicht wenige Beiträge den Gefallen von Verlegerinnen und Herausgebern und wurden in deren Büchern einem breiten Publikum vorgestellt. Alle zeichnen sich durch ihren lockeren Erzählstil aus, denn sie stammen aus einer Feder.

Kurz: die ideale Lektüre für zwischendurch.

 

epubli, 4.12.2022

Taschenbuch, 248 Seiten, 10,99 € (12,5 cm x 19 cm, Einband matt)

ISBN: 9783756555727

Amazon, 6./10.12.2022

Taschenbuch, 254 Seiten, 10,99 € (13,5 cm x 20,3 cm, Einband glänzend)

ISBN: 9798367920420

eBook (mobi), 2,99 € oder kostenlos bei KindleUnlimited

ASIN: B0BP8125CN 


 

Leseprobe

 

Marion wieder besser v***** können!

 

Gerade habe ich meine Mailbox geöffnet, und da steht sie ganz oben, diese Nachricht. »Marion wieder besser …« Woher wissen die? Unwill­kürlich fährt mein Blick an mir hinab, bis er … Nein, ich sehe nichts Ungewöhnliches, denn die Platte meines Computertisches verhindert, dass ich tiefer blicken kann als bis zum Hosenbund meines Wellness­anzugs. Jetzt im Home­office leiste ich mir das Tragen legerer Kleidung.

     Meine Mundwinkel ziehen sich auseinander, als der Mauszeiger über die Absenderadresse fährt. Natürlich! Offenbar eine Online-Apotheke, ihre Mail-Adresse endet auf ».uk«. Woher kennen die meinen eMail-Account? Und wie kommen die darauf, dass ich …? Mein Schmunzeln friert in meinem Gesicht ein, als mir diese Gedanken kommen. Eine Frechheit! Es ist nicht die erste Mail dieser Art, die ich erhalten habe, bisher habe ich alle ungeöffnet weggeklickt. Aber momentan … Ein Blick aus dem Fenster ins winterliche Grau sagt mir, dass ich ein wenig Aufheiterung brauche, einfach Ablenkung, bevor ich mich in die Bearbeitung meiner beruflichen Mails stürze.

Ich nippe an meinem Morgenkaffee und stelle die Tasse wieder neben die Tastatur. Immer noch zu heiß! Der Mauszeiger hängt schon über der ersten Arbeitsmail.

     »Ach, komm schon«, sagt das kleine Teufelchen in meinem Hinterkopf, »so viel Zeit hast du.« Mit einem »Denk an Marion!« heimst es einen Sieg über das Engelchen ein, das pünktlich die Arbeit an meinem Heimarbeitsplatz beginnen will. Ich öffne die Mail! Obwohl der Absender offen­sicht­lich im Vereinigten Königreich residiert, ist der Text auf Deutsch. Wie erwartet – ich grinse breit – dreht sich der Inhalt der Nachricht um kleine hellblaue Pillen. Ihre Einnahme verspricht die gesteigerte Durchblutung eines gewissen Körper­teils. Betroffen fühle ich mich nicht. Klar, überlege ich, keinem Menschen gefällt es, wenn er auf eine Beeinträchtigung seiner Fähigkeiten hingewiesen wird. Aber genau durch diesen Abwehr­gedanken hat die Mail meine Neugierde geweckt. Die Arbeit kann warten, mein Chef sieht mich ja nicht! 

     Wikipedia bietet mir seitenweise Information. Wissen, das die Welt nicht braucht. Welchen Mann interessiert, dass das Medikament von Pfizer stammt, wenn er es doch nicht beim Her­steller kaufen kann? Sildenafil als Wirkstoff ist zwar kein Zungenbrecher, aber nach dem ersten Lesen schon wieder vergessen. Da ist die vaso­dilantierende, also die gefäß­erweiternde Wirkung lautmalerisch schon anspruchs­voller. Will­kom­me­ner als lateinische Fachbegriffe zieht mich weiter unten im Text der Abschnitt Nicht-medizinische Verwendung an, und noch viel besser finde ich die Bedeutung des Handels­namens. Nach einem ersten Auflachen besinne ich mich, dass gerade diese Assoziation zu raubtier­hafter Stärke vielen Menschen Hilfe bei ihren Problemen versprechen möchte. Und so kommt mir die Mail mit ihrem Angebot wieder in den Sinn. Einfach mal aus­probieren, unver­bindlich natürlich? In wie vielen Lesern weckt es Hoffnung? Mich hat die Neugier nun fest im Griff. Ein Stichwort reiht sich ans andere, und schon bin ich auf der Jagd nach Links und Hyperlinks, die mich fesseln. Die Texte sind verständlicher als der erste von Wikipedia, die Probleme und Lösungen werden mehr in Umgangs­sprache abgehandelt.

     Beim Scrollen fällt mein Blick auf die kleine digitale Uhr in der rechten unteren Bildschirm­ecke. Es ist wirklich Zeit, mit meiner Arbeit zu beginnen. Ich kann ja später noch einmal … Mit einem Seufzer schließe ich sämtliche Browser­fenster bis auf mein Mail-Programm.

    Ich zucke zusammen, als ich in dem Moment eine Bewegung hinter mir spüre. Erschrocken schaue ich über meine Schulter. Meine Lebens­gefährtin Simone beugt sich über mich und liest auf dem Bildschirm mit.

      »Marion, mach´s weg!«, meint sie bloß. «Mit Viagra haben wir nichts am Hut.«

 

Ende der Leseprobe

Marion wieder besser v***** können wurde auch abgedruckt im Österreichischen Literaturmagazin Schreib was!, Februar-Ausgabe 2023

 

 

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