Gute Fantasy aus Deutschland

Andy Klemm: Blutmähne – Sachmets Vermächtnis

Historischer Fantasy-Roman

Herausgeber: Weltenbaum-Verlag, ET 26. April 2023

 

»Ich habe huntere Leben gelebt und tausende mehr beendet. In den Augen der meisten eine Kreeatur der Finsternis. In den Herzen weniger ein Geschenk, wie mein Name es verheißen. Jene rufen mich: DONATELLA. Die anderen kennen mich als BLUTMÄHNE.«

 

Donatella, eine verführerische Bluttrinkerin, die einst glaubte, das Schicksal könne ihr nicht die Fäden ihres Lebens diktieren, ist gezwungen, sich mit der Möglichkeit auseinanderzusetzen, dass einige Begegnungen nicht zufällig waren. Wer hätte ahnen können, dass ihr unsterbliches Leben eine Wendung nehmen würde, als vor langer Zeit einer unscheinbaren Novizin etwas anvertraut wurde, das sie selbst so begehrte. Donatella erkennt, dass das Schicksal von Sterblichen und Unsterblichen miteinander verwoben ist und ein uraltes Übel sie alle bedroht.

 

Zusammen mit Elani, Salomés Tochter, muss sich Donatella ainer jahrhundertealten Schuld stellen und ungewöhnliche Allianzen schmieden, um ihr gemeinsames Ziel zu erreichen. Während sie sich in einer Welt bewegen, in der Schicksal und Begehren aufeinanderprallen, fragt sich Donatella, ob in ihrem tödlichen Körper ein empfindsames Herz steckt und ob Vergeltung den Weg zur Erlösung ebnen kann.

 

In "Salomé - Das Blut der ersten Sünde" lerntet Ihr die junge Novizin kennen, deren schwerer Weg sie bis ins ferne Afrika führte. Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Wenden wir die Münze und entdecken die Welt Donatellas ... auch bekannt als BLUTMÄHNE!

 

 

Weltenbaum-Verlag, April 2023.

Taschenbuch, 388 Seiten, 18,90 Euro.

ISBN 9783949640438 

eBook 5,49 Euro

Korrektorat Michael Kothe, Autor
© Cover: Weltenbaum-Verlag

 

 

Historische Fantasy mit erotischem Einschlag

 

Erster Eindruck:

Der kryptisch klingende Prolog erschloss sich mir erst nach einem Drittel des Buches, als ich lernte, dass die Geschichte der Unsterblichen vor Tausenden von Jahren ihren Anfang nahm. Im Mittelpunkt stehen Donatella, Elani und später Anshu als Ich-Erzählerinnen. Spannend zieht der bildgewaltige und blumige Schreibstil Leserinnen und Leser in seinen Bann, und die Identifizierung mit einer der beiden ersten Figuren – oder mit beiden – erzeugt Kopfkino.

 

Inhalt:

Als sich Donatella in Elanis Gewalt wiederfindet, weiß sie nicht, wie sehr sich ihre Schicksalsfäden ineinander verweben werden. Als Unsterbliche und Bluttrinkerin verhasst – das Wort „Vampir“ taucht im Roman nicht auf – lebt sie seit Jahrhunderten unter Menschen und versucht, das Geheimnis ihrer Bestimmung zu lüften und dabei nicht aufzufallen. Der Titel „Blutmähne“ bezieht sich auf ihr rotes Haar und nicht auf ihren oft gezügelten Durst nach dem Blut zumeist zufälliger Opfer. Der Verrat durch einen früheren gemeinsamen Liebhaber macht Donatella und Elani zu Verbündeten, obwohl Elani Donatella dafür hasst, ihren Vater getötet und ihre Mutter entführt zu haben. Die Ziele ihrer Suche sind unterschiedlich: Während Elani überzeugt ist, ihre Mutter Salomé lebe noch und sie werde sie finden, sucht Donatella zu ergründen, welche Gefahr den Unsterblichen droht. Ruhender Pol ist eine Sippe der Roma um Anshu, mit der Donatella einen Pakt geschlossen hat: Die Roma schützen sie bei Tag und sie die Roma des Nachts. Von hier bricht sie mit Elani ins historische Paris auf, um den Zusammenhang zwischen dem Schicksal der Bluttrinker und dem Salomés zu enträtseln.

 

Schreibstil:

Eine lebhafte und trotz der Düsternis farbenfrohe Erzählweise macht den Fantasyroman leicht lesbar, schon im ersten Kapitel hatte ich „Blut geleckt“. Dreidimensionale Figuren, liebevoll gezeichnete Umgebungsdetails und eine bildreiche Sprache zeichnen Andy Klemms Handschrift aus. In meinen eigenen Werken versuche ich, beschreibende Adjektive zu vermeiden, in „Blutmähne – Sachmets Vermächtnis“ ziehen sie sich dominant durch das ganze Buch. Und was soll ich sagen? Ich habe sie genossen! Die Sprache ist trotz des unheilgeladenen Ambientes locker, häufige Dialoge erfrischen mit einer gehörigen Portion Ironie und Selbstironie, ohne dass Dramatik und Spannung leiden würden. Wie es sich gehört, vermitteln Gefühle und Gesten das berühmte „Show, don’t tell!“, und der Tod liebgewonnener Figuren folgt der literarischen Forderung „Kill your darlings!“ im wörtlichen Sinn. Häppchenweise führt Klemm seine Leser mit kurzen Spannungsbögen in die Jahrtausende alte Geschichte der Unsterblichen ein und offenbart in kleinen Schritten streng gehütete Geheimnisse und Zusammenhänge. Dazu gehören Ortswechsel, Rückblenden und der sich wiederholende Auftritt von Personen, die man hier und jetzt nicht erwartet. Noch eine Motivation zum Weiterlesen bietet die fein dosierte Erotik – angedeutete Homoerotik zwischen den Protagonistinnen eingeschlossen. Alles mit feiner Ironie und ohne schlüpfrig zu werden. Kurz: Der Schreibstil macht „Blutmähne“ zum literarischen Leckerbissen.

 

Fazit:

Einfach ein Vampirroman? Mitnichten! Zwar hält der rote Lebenssaft Donatella & Co aufrecht, aber die Suche nach Herkunft und Zukunft der Unsterblichen steht im Vordergrund und ermöglicht es Klemm, seine drei Ich-Erzählerinnen auf die so genannte „innere Heldenreise“ zu schicken, also ihren Charakter an der Aufgabe wachsen und sich wandeln zu lassen. Das vermisse ich in all den Romanen, in denen die Figuren so bleiben, wie sie uns eingangs vorgestellt werden. Hier ist es gut gelungen, und mit ihrem Hass, aber auch mit ihrer Zuneigung, mit ihrer Furcht und ihrer Hoffnung zeichnet Andy Klemm von ihnen ein Bild, das in uns Lesern auflebt. Handlung und historische Hintergründe sind solide durchdacht und werden konsequent vorangetrieben. Genauso konsequent möchte das Buch an einem Stück durchgelesen werden. Zu Recht!